Elternhaus
Meine Mutter / mein Vater ist psychisch krank (?)
Was ist mit meinem Vater oder meiner Mutter los?
- Krass: Deine Mutter, die immer so viel Energie hatte, kann sich kaum mehr aufrappeln, um die Zähne zu putzen?
- Ganz schön schwierig: Dein Vater war gerade noch total guter Laune und jetzt sitzt er da wie ein Häufchen Elend?
- Ätzend: Du kannst es nie richtig machen; Dein Vater ist immer so gereizt.
- Total schräg: Deine Mutter traut sich nicht mehr aus dem Haus.
Es kann sein, dass deine Mutter oder dein Vater an einer psychischen Erkrankung leidet.
Das kann zu schwierigen Situationen in deiner Familie führen, weil die erkrankte Person ihre Gefühle oft nicht mehr kontrollieren kann. Betroffene Eltern leiden sehr.
Ganz wichtig ist, dass du weisst, dass du ganz sicher nicht schuld daran bist.
Ein Ausnahmefall ist deine Familie damit nicht. Psychische Krankheiten gehören zu den häufigsten Krankheiten in der Schweiz. Ungefähr jeder Zweite bis Dritte ist im Verlauf seines Lebens einmal psychisch krank. Wie sich das auf die ganze Familie auswirken kann, wird dir in unseren Kurzfilmen von Emily und Michi erklärt.
Was gibt es für psychische Erkrankungen?
Psychische Probleme können sehr verschieden sein; denn jede Person nimmt ihre Probleme unterschiedlich wahr. Um Menschen mit psychischen Problemen besser helfen zu können, arbeiten Fachpersonen deshalb mit Krankheitstypen. Wir haben Kurzfilme produziert, in denen dir zwei Jugendliche die häufigsten psychischen Erkrankungen erklären. Die Filme beschreiben häufige Gefühle und Reaktionen von erkrankten Menschen. Deine Mutter oder dein Vater erleben die Krankheit möglicherweise aber auch etwas anders.
Schau sie dir an:
- Ängste und Zwänge
- Bipolare Störung
- Borderline Störung
- Depressionen
- Posttraumatische Belastungsstörung
- Schizophrenie
- Sucht
Die häufigsten psychischen Krankheitstypen haben wir für dich auch in Textform zusammengestellt. Diese Beschreibungen können dir helfen, besser zu verstehen, was deine Mutter oder dein Vater möglicherweise erlebt.
Warum ist mein Vater/meine Mutter krank?
Es ist oft nicht klar, weshalb wir Menschen psychische Probleme haben, denn wir fühlen uns aus ganz verschiedenen Gründen unterschiedlich stark psychisch belastet. Psychisch krank werden kann aber jede und jeder und oft gibt es dafür nicht nur einen Grund.
Unsere psychische Gesundheit wird häufig von mehreren Aspekten gleichzeitig beeinflusst, zum Beispiel von unserem Selbstvertrauen oder von unserer Fähigkeit, schwierige Situationen zu ertragen. Doch auch unsere momentane Lebens-, Wohn- und Arbeitssituation, unsere persönlichen Beziehungen und möglicherweise auch unsere biologische Veranlagung können unsere psychische Gesundheit beeinflussen.
Auslöser für eine psychische Erkrankung können zum Beispiel sein:
- Deine Mutter muss gleichzeitig zu viele Sorgen, Unsicherheiten, Aufgaben oder Probleme bewältigen, so dass ihr alles zu viel wird.
- Deine Vater hat kürzlich seine Arbeitsstelle verloren oder hat in letzter Zeit besonders viel Stress im Job.
- Deine Mutter hat etwas Schlimmes erlebt, etwa Krieg, einen Unfall oder Gewalt. Manchmal liegen solche belastenden Erlebnisse näher, manchmal weiter zurück.
- Dein Vater hat einen nahestehenden Menschen verloren.
- Deine Eltern haben sich getrennt.
Selbstverständlich sind wir alle manchmal traurig, gestresst oder haben Sorgen. Nicht jeder hat deshalb psychische Probleme. Nur wenn diese Gefühle in besonders heftiger Form oder sehr lange vorkommen, spricht man von einer psychischen Erkrankung.
Weitere Informationen von Fachpersonen zur Erkrankung deiner Eltern findest du hier:
Wird meine Mutter/mein Vater wieder gesund?
Mir wird das alles zu viel - wer hilft mir?
Es ist schwierig, wenn die eigene Mutter oder der eigene Vater psychische Probleme hat.
- Vielleicht fühlst auch du dich gestresst, hilflos oder schuldig?
- Vielleicht hast du Angst oder bist wütend – auf dich, auf die Situation, auf deine Eltern?
Diese und viele andere Gefühle sind normal. Damit klar zu kommen ist aber nicht einfach! Wichtig ist, dass du zu dir schaust.
Wir haben dir einige Tipps zusammengestellt, die dir in deiner Situation helfen könnten:
1. Sprich über deine Situation!
Suche jemanden in deiner Umgebung, der gut zuhören kann und dem du vertraust. Dies kann deine Freundin oder dein Freund sein, dein Bruder oder deine Schwester, dein Lehrer oder deine Fussballtrainerin. Mit jemandem sprechen, der gut zuhören kann, hilft dir, besser mit deiner Situation klarzukommen. Wenn du lieber mit einer neutralen Person sprechen oder schreiben möchtest, kannst du dich beim IKS melden - der Schweizerischen Stiftung zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Ausgebildete Fachpersonen hören dir zu und können dich, wenn du möchtest, beraten.
2. Nimm dir Zeit für dich!
Manche Jugendliche in deiner Situation helfen zu Hause sehr viel. Sie übernehmen Verantwortung im Haushalt und manchmal auch für ihre Geschwister und sogar für ihre Eltern. Andere Jugendliche machen dies nicht. Beides ist okay. Wichtig ist, dass du weisst, dass du dir auch Zeit für dich selbst nehmen darfst. Viele Jugendliche mit psychisch kranken Eltern haben dies verlernt. Sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie fröhlich sind und sie gleichzeitig wissen, dass es dem Vater/der Mutter schlecht geht. Doch damit du nicht selbst krank wirst und damit du für deine Eltern da sein kannst, muss es dir selbst gutgehen. Gehe deshalb deinen Hobbies nach – egal, ob du lieber mit Freundinnen Kleider shoppst, mit Kollegen Fussball spielst oder am liebsten alleine Comics liest. Trau dich zu geniessen, auch wenn dies dein Vater/deine Mutter im Moment nicht können.
3. Mach zu Hause deutlich, dass du auch da bist!
Menschen mit psychischen Belastungen fällt es manchmal schwer, anderen Personen die gewünschte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Deshalb ist es wichtig, dass du dich einbringst. Deine Gefühle, Sorgen und Bedürfnisse haben auch in deiner Familie Platz. Vielleicht hast du den Eindruck, dass diese bei den Erwachsenen untergehen. Das kann traurig und wütend machen. Wenn dies bei dir der Fall ist, versuche mit deinen Eltern über dich und deine Gefühle zu sprechen.
4. Hol Hilfe!
Wenn du das Gefühl hast, dass du selbst nicht mehr klarkommst, suche Hilfe. Hilfe darfst du immer in Anspruch nehmen. Du hast ein Recht darauf und brauchst dich dafür nicht zu schämen. Spätestens wenn für deine Freunde und Hobbies keine Zeit mehr bleibt, deine Leistungen in der Schule oder bei der Arbeit immer schlechter werden oder du dich über längere Zeit unglücklich fühlst, ist es Zeit, dass du tatsächlich Hilfe in Anspruch nimmst. Wende dich an uns, wir helfen dir bei der Suche nach ausgebildeten Fachleuten in deiner Nähe oder finde hier hilfreiche Links.
Weitere Tipps findest du in den 10 Schritten zur psychischen Gesundheit.
© IKS - Schweizerische Stiftung zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen