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Leben mit ADHS - Anderssein

Lili
Geburtsjahr
1993
Geschlecht
weiblich
Tätigkeit
Studentin

Gibt es hier Leute, die ADHS haben oder sich damit auskennen, weil zum Beispiel ihre Geschwister oder BFs betroffen sind? Natürlich dürfen auch andere Leute gerne mitlesen und Antworten schreiben.

Die meisten Menschen denken ziemlich negativ über ADHS und leider auch über ADHSler. Dabei ist ADHS so viel mehr als "in der Gesellschaft nicht funktionieren" oder was auch immer den Leuten in den Sinn kommen mag. Dabei haben ADHSler auch so viele einzigartige und vielfältige positive Eigenschaften und Stärken (genau wie jeder Mensch übrigens). Ich finde ja sowieso, dass ADHS nicht unbedingt eine Krankheit ist, sondern vielleicht einfach eine Art anders zu sein. Aber ich merke schon auch, dass man ganz schön darunter leiden kann. Ich habe das Gefühl, dass viele Leute voll Mühe damit haben dieses Anderssein zu akzeptieren und vorallem damit umzugehen. Und dass es tatsächlich echt schwierig ist, so zu funktionieren, wie "man es sollte", weil ich manche Dinge einfach nicht kann (und niemand das versteht). Manchmal komme ich mir echt verloren vor in dieser Welt...

Was sind eure Erfahrungen mit dem Thema Anderssein? Wo merkt ihr, dass Menschen mit ADHS irgendwie anders sind? Wo stosst ihr an Grenzen? Was sind eure Tipps und Tricks - oder auch einfach Fragen dazu?

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Antwort

Andiii
Geburtsjahr
1996
Geschlecht
männlich
Tätigkeit
-

Salli Lili

Han selber kei ADHS und au kein Verwante mit ADHS. Han früehner mal eini ide Chlass gha, wo ADHS gha het.

Ich glaub es grosses "Minus" ii eusere Generation isch, dass jede wo bizlii "andersch" isch, scho als "komisch" agluegt wird.

Han am Afang viellicht auu zerst chlie Müeh gha, will sie ide Chlass het immer sehr viel gredet gha. Also ii ehm normale Gspröch mit ihre het sie zu 90% meistens gredet gha. (Bizli arrogant und selbstverliebt isch sie mir zerst überecho.)Am Afang hani au oft denkt, dass es doch nöd so schwer sii chan, eifach mal zu zlose und nöd immer z'rede. Mir hend eus dann paarmal unterhalte gha und erst dann isch mer ufgfalle, dass sie grossi Müeh gha het es Gspröch zfüühre.

Min Fehler isch sicher gsi, dass ich denkt han, dass ADHS eh nüüd "schlimms" isch und dass sie sich mal "zemmeriese" söt.

Erst wo mer eus paarmal unterhalte hend, hani erfahre, dass sie paar Sache sogar recht guet chan, also viel besser als de Durchschnitt. Viel lüüt gsehnd vorallem s'negative und nöd s'positive.

Am wichtigste isch, dass gueti Kollege/Kollegine hesch wo dich gern hend, so wie du bisch. Es giit leider z'viel Lüüt wo alles als "abnormal" alueget, wo nöd zu 100% de Durchschnitt isch. Die Persone chasch leider schlecht ändere, ich würd sege es lohnt sich au nöd, dafür bisch z'wertvoll.

Eigentlich giits eh nöd normali/abnormali Lüüt, will jedi Person isch es Individium und andersch wie jedi anderi Person.

Öper wo ADHS het isch weder behindert no "zrugg" bliebe was ich leider oft ghöre. Ich denks viel Persone wüsset gar nöd würklii was ADHS isch und oft sinds z'fuuhl zum mal zuelose was es genau isch. Chan diir leider susht nöd helfe mit Erfahrige teile, will ich kei ADHS han.

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Kommentar
Lili |
Geburtsjahr
1993
Geschlecht
weiblich
Tätigkeit
Studentin

Hallo Andiii

Ahja, Sprechdurchfall kann echt mühsam sein - besonders für den Zuhörer. Ich kann zwar auch ohne Ende reden, aber ich kann auch genau so gut zuhören. Zumindest wenn es um etwas Wichtiges geht oder mir der Erzähler wichtig ist. Sonst ist es fast hoffnungslos, weil dann alles (die herumschwirrende Fliege, die Rillen im Boden, der tropfende Wasserhahn) spannender ist als das Gespräch. Passiert leider auch in der Schule, wobei ich da erstaunlich wenig Schwierigkeiten hatte, weil mir Lernen immer enorm Spass gemacht hat und es mir auch sehr leicht fällt.

Ich habe ganz tolle Kollegen, die mich echt gern haben und mir auch total viel helfen, wenn ich mal wieder mit einer völlig alltäglichen Sache überfordert bin. Aber selbst die finden manchmal, dass ich "das" doch wirklich hinkriegen sollte (in meinem Alter, bei meinem schlauen Kopf usw.) - aber ich kann es halt einfach trotzdem nicht. Und ich ärgere mich selbst am meisten darüber. Manchmal zweifle ich dann schon ein bisschen daran, dass ich wirklich "gut" bin, so wie ich bin. Und manchmal wäre ich auch echt gerne einfach "normal" - obwohl ich das im Allgemeinen furchtbar langweilig finde.

Antwort

Roxy
Geburtsjahr
1995
Geschlecht
weiblich
Tätigkeit
Studentin

Heyhey! Ich selbst wurde mit ca. 9 Jahren mit AD(H)S diagnostiziert. Bezüglich des "H's" bin ich mir nicht mehr so sicher. Habe dann von der 5. Klasse bis ca. 8./9. Klasse Unterstützung mit Ritalin bzw. Concerta erhalten und habe es auch noch im Gymnasium während den Prüfungszeiten eingenommen.

Ich für mich selbst kann nur sagen: Mir hat die Diagnose geholfen, da ich einige Dinge, die mir schwer gefallen sind besser zuordnen konnte. Ich hatte quasi eine Erklärung, wieso mir das so viel schwerer fällt als anderen Kindern. Dies ist nicht zu verwechseln mit einer Entschuldigung! Auch Ritalin hat mir in der Zeit, in der ich selbst noch nicht organisiert war, geholfen Ordnung zu halten (schulisch aber auch im Alltag). Ich konnte mir in dieser Zeit ein System aufbauen, wie ich mich den Normen dieser Gesellschaft anpassen kann, dieses System habe ich bis heute aufrecht erhalten, nun eben auch ohne Medikamente.

Ich habe oft gemerkt, dass ich einen ganz anderen Ansatz habe, wie ich ein Problem angehe, also gedanklich. Mir fiel meist nicht der "logischste" oder "einfachste" Weg zuerst ein. Meist hatte ich einen viel komplizierteren Weg um zum Ziel zu kommen. Das ist heute noch so, jedoch bin ich mittlerweilen sehr froh, dass ich so "anders" denke. Denn das kann im Studium (bin angehende Sek1 Lehrerin) wie auch im Alltag von grossem Vorteil sein, man muss einfach mutig genug sein, es eben nicht als "Behinderung" anzusehen sondern als "kreative Bereicherung".

Zusätzlich muss gesagt werden, dass sich AD(H)S in sehr vielen verschiedenen Facetten zeigt. Oft wird davon gesprochen, dass man Konzentrationsschwierigkeiten hat, bei mir war das auch der Fall, jedoch nur wenn es sich um etwas handelte, wofür ich mich nicht leidenschaftlich interessierte. Sobald ich mich konzentrieren musste um zum Beispiel eine Zeichnung fertig zu machen oder die Theorie in der Musik zu verstehen, konnte ich stundenlang ohne Pause dran bleiben, in diesem Fall oft einiges länger als Leute, die kein AD(H)S haben. Das ist bis heute noch so.

Meiner Meinung nach ist AD(H)S keine "Störung" oder "Krankheit" und man sollte sie auch nicht als solche behandeln, denn das kann dazu führen, dass sich das Kind dann effektiv "krank" fühlt oder seine "Krankheit" als Entschuldigung für alles verwendet. Trotzdem hat mir, wie bereits erwähnt, die Diagnose sehr geholfen und auch die Zeit, in der ich Unterstützung durch Medikamente erhielt. Zusätzlich hat es mir geholfen, dass meine Eltern nie von einer "Krankheit" gesprochen habe. Sie haben es zwar thematisiert und auch die Probleme erwähnt, die dadurch verursacht werden können, sie haben aber eben auch genau die Vorteile nicht ausgelassen.

So lässt es sich wunderbar leben mit AD(H)S! ;) Ich weiss, dass ich es in einigen Dingen im Leben etwas schwieriger habe als "normale" Leute. Ich weiss aber auch, wie ich mir dabei helfen kann.

Ich hoffe, ich konnte dir einen Einblick geben in meine Erfahrungen

xoxo roxy

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Kommentar
Lili |
Geburtsjahr
1993
Geschlecht
weiblich
Tätigkeit
Studentin

Hallo Roxy

Oh ja, "kreative Bereicherung"... Ich wünschte manchmal meine Gedanken könnten auch mal einfach ganz langweilig von A nach B laufen ohne dass dabei ein komplettes Mindmap in meinem Kopf entsteht, das so verwinkelt und vielschichtig ist, dass ich mich womöglich darin verirre. Leider passiert mir das ab und zu und ich finde das total furchtbar. Aber du hast natürlich recht, bei der Arbeit hilft es mir auch total, dass ich nicht immer einfach das Naheliegendste tue (was die Kinder von mir erwarten), sondern ich auch noch ganz viele kreative Alternativen auf Lager habe.

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Wunderfee
Geburtsjahr
2001
Geschlecht
weiblich
Tätigkeit
Fachfrau Gesundheit in Ausbild

Hallo du

Han selber adhs meld di mal denn chattet mer zämme